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Kyritz ist eine Kleinstadt in der Mark Brandenburg und liegt an einer malerischen Seenkette. Dieser schöne Ort mit einem vorbildlich restaurierten Stadtkern hat rund 9000 Einwohner und gehört heute zum Landkreis Ostprignitz-Ruppin im Bundesland Brandenburg. Der kleine Fluss Jäglitz schlängelt sich am Stadtrand entlang und bis 1973 durchzog ein Nebenarm desselben die Stadt. An diesem Seitenarm befanden sich ursprünglich 5 Wassermühlen, von denen aber nur eine einzige als Ruine erhalten ist. Der Legende nach gab das knatternde Geräusch der Mühlen der Stadt Kyritz den Beinahmen „an der Knatter“.

Nach Ende des 2. Weltkrieges gehörte Kyritz zur sowjetischen Besatzungszone. Die Sowjets bestimmten in den Folgejahren gemeinsam mit den deutschen Kommunisten das politische System und das öffentliche Leben. Die gesamte Mark Brandenburg und so auch das Umland von Kyritz waren landwirtschaftlich geprägt. Einst befanden sich 5 große Güter in direkter Umgebung der Stadt. Dies war wohl auch der ausschlaggebende Grund dafür, dass am 2. September 1945 in Kyritz, durch den damaligen KPD- Vorsitzen Wilhelm Pieck, die demokratische Bodenreform verkündet wurde. Im Laufe des folgenden Jahres wurden alle Gutsbesitzer enteignet und das Land unter den Bauern aufgeteilt. Wilhelm Pieck wurde 1949 der erste Präsident der neugegründeten DDR und so auch zum Namensgeber für etliche staatliche Einrichten und Bauten. So ist es nicht verwunderlich, dass auch der Kyritzer Schulneubau von 1956 seinen Namen erhielt.

Im Schulsystem der DDR gab es einen einheitlichen Schultyp, die Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule POS. Überall im Land und so auch an der POS „Wilhelm Pieck“ wurde durchgängig von der 1. bis zu 10. Klasse gelehrt. Anfang der 1970iger Jahre wurde mit 1250 Schülern ein Höchststand der Schülerzahl an der Wilhelm-Pieck-Schule erreicht. Am 1. September 1970 wurde ich im Alter von 6 Jahren in diese polytechnische Oberschule eingeschult. Die ersten Schuljahre verbrachte ich noch im roten Backsteinbau, ein Gebäude aus dem Jahre 1871, das einst ein preußisches Lehrerseminar beherbergte. 1974 ging es dann in den sogenannten Neubau der Schule mit einer schönen Aula und einer attraktiven Turnhalle. Hier verlebte ich den Hauptteil meiner Schulzeit bis zum Abschluss im Juni 1980. Nach fast 40 Jahren ging ich wieder, von der Plattenbausiedlung Kyritz- West, meinen alten Schulweg und betrat erstmalig nach dem Ende der Schulzeit das Schulgebäude, um auf Basis meiner Erinnerungen eine fotografische Spurensuche zur Neuentdeckung der Schule zu starten, die jetzt den Namen „Carl Diercke“ trägt.